Das Schattengebirge gilt mit seinen unzähligen scharfkantigen Zacken und weit in die Höhe ragenden Bergspitzen als klassisches Hochgebirge. Hier geht so manchem erfahrenen Klettermeister die Luft aus, wenn er sich in die dünnen und vor allem kalten Höhen dieses Gebirges wagt. Wo die Stadt Dessaria am Fuß der Berge noch für die meisten Celcianer problemlos bewohnbar ist, auch wenn die Luftverhältnisse bereits dünner als in südlich gelegeneren Gefilden ist, so fühlt sich die Luft in den Lungen schwer wie blei an, wenn man die höchsten Höhen erklimmen möchte. Daher lässt sich sagen, dass das Schattengebirge noch weitgehend unerkundet ist. Denn nicht nur die Luftknappheit macht einem Bergsteiger zu schaffen, sondern auch die Gefahren, die auf den dunklen, manchmal schwarz anmutenden Gipfeln hausen.

Die wohl größte Gefahr bilden die Herren des Schattengebirges, die Drachen. Viele haben sich hier eingefunden, mehr als in den übrigen Gebirgsketten Celcias, denn hier haben vergangene Generationen ihnen zu Ehren einen Versammlungsort geschaffen. Weit oben, auf dem Gipfelplateau des Drachenstiegs findet sich der Tempel der Drachen. Hierbei handelt es sich um eine gigantische Halle, in der mehrere Dutzend der Geschuppten ihren Platz finden können. Um sie zu erreichen, muss man das Wagnis eingehen und die künstlich angelegte Wendeltreppe des Berges nutzen – natürlich, nachdem man sich durch die scharfen Zacken des Schattengebirges gekämpft hat. Unter ihnen fällt es enorm schwer, die drei Spitzbrüder zu finden. Jeder Gipfel scheint spitz zuzulaufen, aber diese drei nebeneinander liegenden Zinnen erinnern an unterschiedlich groß gewachsene Brüder. Der kleinste Gipfel misst bereits stolze 4800m, sein mittlerer Bruder ist 5600m groß und der “Älteste” unter ihnen misst auf den Meter genau 6400m. Damit sind sie nicht die größten Vertreter des Schattengebirges, aber neben dem Obeliskenfelsen ein hilfreicher Orientierungspunkt.

Das Schattengebirge liegt oft im Nebel. Gerade in niedrigeren Gefilden scheint sich die warme Luft des Graslandes mit der kalten der höheren Lagen zu mischen und Nebelbänke zu bilden, die manchmal gar nicht mehr schwinden wollen. Wenn Gewitter herrschen – besonders im Zeitraum der Zeit des Wandels bis hin zur Zeit des Erwachens – scheint es vielen manchmal, dass über ganzen Bergreihen der düsteren Gipfel die finsteren Wolken festhängen. Man kann kaum sagen, ob das Grollen vom Donner oder aus den Tiefen eines Drachenschlundes stammt und wenn gleißende Blitze die Gipfelkanten erhellen, lehrt das Schattengebirge einem das Fürchten.

Es ist kaum zu glauben, dass es Pflanzen und Tiere gibt, die freiwillig diese Bergkette bewohnen wollen, doch die Antwort darauf lautet Jahr. Wetterfeste Nadel- und andere Harthölzer wachsen in den Tieflagen und halten so in der Zeit der Übergangs oftmals auch gefährliche Schneemassen auf, die sonst selbst bis ins Grasland als Lawine herab stürzen würden. In der Zeit des Erwachens existieren dann umso mehr zauberhaft klare Bergseen und die Dessarier erzählen sich, dass es nirgends besseres Wasser zu trinken gibt als das des Schattengebirges zu dieser Jahreszeit.