Schriftrolle der Erdmagie
verfasst von Zatreya Qathaerke (Einsiedlerin nahe der Großen Schlucht)
in Zusammenarbeit mit Krak no Ikrasen, einem Riesen-Troll des westlichen Drachengebirges und Großmeister der Erdmagie
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Das Siegel der Erde wurde gebrochen! Seid gegrüßt, Leser dieser Schriftrolle.
Ihr habt soeben ein Reich der Magie betreten. Das Reich des Urgeistes, das Reich der Erde! Kurz sei noch erwähnt, dass die Trolle den Urgeist als Gott der Erde und Schöpfer ansehen und anbeten. Mein Freund Krak, der mir half, das Wissen für diese Schrift zusammenzutragen, erzählte mir, dass der Urgeist seinem Volk Kraft verleiht. Er gäbe ihnen die Macht der Magie.So sollen alle, die sich als würdige Erdmagier hervortun, auf den Weg des Urgeistes geführt werden. Nur wer an ihn glaubt, ist auch der Macht der Erde fähig, spricht Krak no Ikrasen. Ich vertraue auf seine Worte und hoffe, eines Tages ein ebensolcher Meister zu werden wie er es bereits ist.
Mein Freund Krak sagt, der Weg des Erdmagiers ist ein steiniger Pfad und ich solle jeden einzelnen davon umdrehen. Nur wer Hindernisse überwindet, statt ihnen aus dem Weg zu gehen, wird die Lehre der Erdmagie verinnerlichen. Denn jeder ihrer Ränge ist ein Brocken für sich.
Der Rang des Kiesels: Diener der Erde
Zu Beginn der Lehre ist es wichtig, sich lediglich auf die Nutzung der Erde zu konzentrieren. Ihr müsst Euch die Anwendung einverleiben, denn für diese Magierichtung ist Erde zwingend notwendig, um sie effektiv praktizieren zu können. So nennt Euch fortan Diener der Erde und lernt, mit Eurem Element umzugehen. Lernt es kennen, wälzt Euch im Schmutz. Und dann lernt es zu beherrschen, denn ein jeder Erdmagier unterwirft sein Element gleichermaßen wie er es schützt und ehrt. Begreift und der Urgeist wird Euch erhören. Lauscht ihm und die Magie der Erde wird Euch zu eigen sein. Spätestens ab diesem Moment werdet Ihr feststellen, dass sich Erdmagie nicht allein der Kraft bedient, die durch Euch strömt. Sie bedient sich auch der Magie, die überall in der Euch umgebenden Erde zu finden ist. Tragt daher immer etwas Erde bei Euch – auch, um die Gunst des Urgeistes zu erhalten. Er wird keinen Erdmagier als gereiften Wirker seiner Macht anerkennen, der seine “Werkzeuge” nicht mit sich führt. Und nun übt Euch an den kleinsten Kieseln unter den erdigen Zaubern!
Fruchtbarkeit der Erde Der Magier kann durch Konzentration und Anbetung den Urgeist um Hilfe bitten, um ein Stück Erde von der Unfruchtbarkeit zu befreien. Toter Grund erwacht zu neuem Leben, erhält reichhaltige Mineralien und Nährstoffe zurück, damit wieder etwas wachsen kann. Dieser Zauber ist vor allem bei Bauern beliebt, deren Ländereien durch Rodung, Brände oder dem Blut einer Schlacht unbrauchbar geworden sind. Wieviel Erde der Magier erneut furchtbar macht, hängt von seinen Fähigkeiten und der Gunst des Urgeistes ab.
Befragung der Erde Durch Handauflegen kann ein Stück erdigen Grunds dem Magier Informationen von sich preisgeben. Hat ein Kampf stattgefunden? Welches Volk hat auf dem Boden Spuren hinterlassen? Ist die Erde fest und stabil oder brüchig von einem unterirdischen Gewässer, von Höhlen und Tunneln? Der Magier hat die Fragen offen zu stellen und auf seine Formulierung zu achten, wenn er eine anständige Antwort erwartet. Schwammige Worte schätzt der Urgeist nicht und wird die Erde schweigen lassen.
Kraft der Erde Der Magier ist in der Lage, sich Kräfte des Urgeistes aus der Erde selbst zu leihen. Der Urgeist erwartet die Kraft früher oder später zurück. Er wird sie sich holen, macht Euch also auf einen Schwächeanfall gefasst, der mit Bewusstlosigkeit und sogar Fieber einhergehen kann. Die geliehenen Kräfte werden Euch für kurze Zeit stärker machen und Ihr seid sogar in der Lage, eine Hand voll Erde mit Eurer Kraft zu speisen, auf dass sie heilende Wirkung besitzt, sobald sie auf eine Körperstelle gerieben wird. Die geliehenen Kräfte halten, um innerhalb eines Tages zwei Zauber mit der Macht einer höheren Stufe zu wirken als jene, die man besitzt.
Der Rang des Steines: Erdmagier
Ihr habt die Gunst des Urgeistes gewonnen! Ich gratuliere Euch. Von nun an dürft Ihr Euch wahrlich einen Erdmagier schimpfen. Außerdem behält der Urgeist stets ein Auge auf Euch. Er spürt Euer Wirken mit jedem Erdzauber, den Ihr anwendet. So seit Ihr nicht weiter darauf angewiesen, ihn vor jeder Nutzung um seine Gunst anzubeten – was nicht heißt, dass ihm das nicht dennoch gefallen würde.
Leichter Erdpanzer Euch ist der Schutz des Urgeistes sicher! So seid Ihr in der Lage, einen leichten Erdpanzer um Euch zu schaffen. Überall dort, wo Ihr Euch mit Erde einreibt, legt sich eine braungraue Rüstung über Euren Körper. Sie ist stabil genug, um mehreren Schwerthieben oder einem kräftigen Hammerschlag standzuhalten. Jedoch schränkt sie auch Eure Bewegung ein. Überlegt es Euch daher zwei Mal, ob Ihr eine Komplettrüstung tragen wollt. Sie würde Euch in einen unbeweglichen Steinklotz verwandeln, aus dem Ihr nur durch brachiales Gewalteinwirken befreit werden könnt, bis der Erdpanzer zerstört ist.
In Stein gemeißelt Wenn der Magier seine Finger mit feuchter Erde bedeckt und den Zauber wirkt, so verfestigt sich der Überzug auf seinen Händen. Er wird hart genug, dass der Erdmagier in der Lage ist, mit seinen Fingern bloßen Stein zu bearbeiten. Der durchschnittliche Magier verwendet diesen Zauber, um Nachrichten in Stein zu meißeln. Mächtigere Vertreter mit künstlerischer Ader widmen sich so der Bildhauerei oder unterstützen den Hausbau.
Steingewordener Käfig Der Magier kann einen steinernen Käfig aus dem Boden empor schießen lassen, wenn er die Arme hochreißt. Der Käfig legt sich dann um einen oder mehrere Ziele, die in ihm gefangen werden sollen. Dabei kommt es auf die Fähigkeiten des Magiers an, wie groß die steinerne Zelle wird und wir dick sich deren Stangen präsentieren. Übereifrige Diener der Erde, die mit diesem Zauber experimentierten, mussten Lücken in ihrem Käfig feststellen, was ihn gänzlich unbrauchbar machte. Der steingewordene Käfig kann nur durch immense Kraft- und Gewalteinwirkung zerstört werden.
Beschwörung einer Waffe Wer braucht schon Eisen und Stahl, wenn er Erde hat? Ein Erdmagier ist nicht auf die profanen Waffen der Zivilisation angewiesen. Der Urgeist ist mit ihm und verleiht ihm die Waffen aus Erde und Stein. Hierbei muss der Magier nur um die Art der Waffe bitten und ein steinernes Exemplar erscheint in seinen Händen. Mal ist es also ein Schwert mit scharkantiger Schneide, mal ein Brocken von einem Kriegshammer. Nur Fernwaffen vermag der Urgeist nicht zu schenken. Sie benötigen Leichtigkeit, um geworfen oder verschossen zu werden. Stein ist zu schwer.
Der Schlüssel Wenn ein Magier ein Schlüsselloch mit genug Erde füllen kann, so formt sich im Schloss der passende Schlüssel. Erdmagie ist allerdings für die Ewigkeit gedacht, was den Schlüssel nur einmalig nutzbar macht. Danach verbleibt er im Schloss und kann weder gedreht noch herausgezogen werden.
Der Rang des Felsens: Erdgeist
Ein Erdmagier, der den Rang des Felsens erreicht, ist sichtbar mit dem Urgeist verbunden. Er hat sein Zeichen erhalten. Dieses offenbart sich ihm entweder als ein Siegel der Erde oder als steinernes Stigma. Das Siegel kann von einem Meister der Erdmagie gegeben werden, indem er die Hautstelle des Erdmagiers berührt und den Urgeist anbetet. Dann erscheint ein Siegel ähnlich einem Hautbild auf der Körperstelle. Das steinerne Stigma aber wird vom Urgeist selbst vergeben. Es zeigt sich als versteinertes Körperteil. Dies kann ein Zeh sein, ein Finger, die Nase oder sogar das Haar, welches fortan Erdbrösel abgibgt. Manch Unwissender vermutet gar eine Hautkrankheit, wenn sich Erde von einer expliziten Stelle schuppt. Welch Blasphemie!
Die Mauer Der Magier kann eine Mauer aus Erde beschwören, indem er die Hände auf den Grund legt und mit sich in den Stand hinaufzieht. Die Mauer wächst dann mit ihm und über ihn hinaus. Je nach Gefahr und Wohlwollen des Urgeistes erhält die Mauer ihre Größe. Sie wird allerdings niemals länger als 3 Meter, dicker als einen Meter und höher als 5 Meter sein. Außerdem fällt die Mauer zu einem Schutthaufen in sich zusammen, sobald der Kontakt zwischen ihr und dem Magier unterbrochen wird.
Erdbeben Indem der Magier kräftig auf den Boden stampft, kann die Erde zum Beben gebracht werden. Die Erschütterungen sind unterschiedlich stark, können aber Gänge zum Einsturz oder Lebewesen bis zu Orkgröße derart aus dem Gleichgewicht bringen, dass es sie umwirft. Der stampfende Magier muss hierbei das Ziel durch einen Fingerzeig festlegen. Im Umkreis von zwei bis 3 Meter Durchmesser entsteht das Beben. Es hält so lange an, so lange der Magier auf den Untergrund stampft.
Stalagmit Aus dem Boden stößt ein gewaltiger Spieß aus bloßem Stein hervor, wenn der Magier seine Hände vor sich mit Wucht gen Boden streckt und sein Opfer dabei ansieht. Der Stalagmit spießt das Ziel dann unbarmherzig auf. Ist der Erdmagier gnädig, dreht er seine Handfläche beim wuchtigen Schlag nach unten in eine flache Haltung. Dann wird auch der Stalagmit an der Spitze flach sein, so dass er den Feind eher von unten heraus vom Boden schleudert als ihn gleich schwer zu verletzen. Der Zauber kostet den Magier enorme Kraft, was einen Ohnmachtsanfall zur Folge haben kann.
Die Ramme Der Erdmagier vollführt eine wellenartige Bewegung mit beiden Armen. Unter dieser Geste erhebt sich die Erde, formt eine steinerne Ramme und drückt so alles zurück, was sich unmittelbar vor dem Magier befindet. So können Lebewesen wie Zinnfoguren umgestoßen, aber selbst Bäume entwurzelt werden. Der Magier muss den Zauber aufrecht erhalten und ist selbst in der Zeit bewegungsunfähig. Sobald er auch nur einen Fuß verschiebt, bricht die Ramme zu Erdbröseln in sich zusammen.
Form des Erdgeistes Wer sein Siegel oder das Stigma der Erde berührt, kann sich in einen Erdgeist verwandeln. So ist der Magier zwar weder in der Lage, weitere Zauber zu wirken oder zu schwimmen (er würde einfach untergehen wie ein Stein und sich anschließend auflösen), aber in der Gestalt des Erdgeistes stehen ihm andere Fähigkeiten offen. Der Erdgeistmagier erhält gewaltige Kräfte und ist hart wie Stein. Nur Wassermagie kann ihm wirklich schaden. Darüber hinaus ist der Erdgeistmagier in der Lage, mit der Erde eins zu werden. Er kann durch sie hindurch wandeln und das mit der Geschwindigkeit zweier Pferde. Sobald er aus der Erde jedoch hervorbricht, endet die Wandelform und ein Schwächeanfall stellt sich ein, der auch zur Bewusstlosigkeit führen kann. Die Verwandlung endet ansonsten, wenn der Magier das Wort “Laguz” spricht, was soviel wie “Macht des Unbewussten” bedeutet oder wenn seine Füße sich nicht länger auf erdigem oder steinernem Untergrund befinden.
Der Rang des Bergmassivs: Meister der Erde
Nur der Urgeist kann einem Erdmagier diesen Rang verleihen. Wer nicht in tiefstem Einklang mit Gestein und Erdreich ist, dem wird der Gipfel seines steinigen Wegs für immer verwehrt bleiben.
Steinseele Mit Erhebung in den Stand eines Meisters der Erde, schenkt der Urgeist eine Seele. Er setzt sie wie ein Steinchen in Euren Körper, ohne Euch von ihr besessen werden zu lassen. Die Seele ist Teil des Urgeistes und in den meisten Fällen, so sagte es Krak mir, gehöre sie einem vergangenen Freund. Er steht Euch fortan mit Rat und seinem Wissen zur Seite, bis auch Ihr dieses Schicksal annehmt.
Golem Mit der Unterstützung der Steinseele ist der Erdmagier in der Lage, selbst Stein Leben einzuverleiben. Sie gewährt ihm nicht nur Zugang zum Wissen, einen Golem zu schaffen, sondern wird in dieses Konstrukt auch übergehen, damit es fortan “lebendig” wird. Somit ist ein Meister der Erde generell nur fähig, einen einzigen Golem zu schaffen. Krak kennt keine Fälle, in denen der Urgeist eine zweite Steinseele verschenkt hat. Der Golem kann dabei jegliche Gestalt haben, sie muss nur mit viel Erde, Lehm, Stein und der Hand des Erdmagiers selbst geschaffen worden sein. Man könnte sich sogar einen steinernen Drachen konstruieren … auch wenn er niemals fliegen können wird. Es widerspricht dem Stein. Der Golem beherbergt die Steinseele, die vom Erdmagier in das Konstrukt übergeht. Somit ist der Golem zu eigenständigem Denken fähig, wenngleich er durch den Übergang nicht nur sein Wissen, sondern auch ein hohes Maß seiner Intelligenz einbüßt. Golems tun sich schwer, ganze Sätze zu formen und drücken sich mit dem Gemüt eines Kindes aus. Dafür werden sie allen Befehlen ihres Erschaffers bedingungslos Folge leisten – bis zu ihrer endgültigen Zerstörung.
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