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Schriftrolle der grauen Schelmenmagie

 

verfasst von Tiro Finsterwalde, ehemaliger Buntschelm
Großmeisterin: Nirka Sandjo

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Bild: GrossmeisterinBild: FinsterwaldeAh, zukünftiger Unheilstifter. Ja, ich meine Euch, den Leser dieser Schriftrolle. Ich bin Tiro Finsterwalde und ich warne Euch! Dies ist sicherlich keine sehr … wie soll ich es ausdrücken … schöne Lektüre. Ich bin einer der wenigen Schelme, die es gibt und mir bereitet es großes Vergnügen, anderen Leuten schmerzhafte Streiche zu spielen. Ja, einst war ich ein Buntschelm, der seinen Schabernack nur zu seinem eigenen und zu dem Spaß anderer trieb. Aber schon seit langem reicht mir das nicht mehr! Ich wollte mehr, Schmerzen und Unheil stiften. So traf ich auf Nirka, die Großmeisterin und meine Lehrmeisterin. Sie unterrichtet mich in dieser ach doch so wunderbaren Kunst. Sie trug mir zu Beginn auf, ein paar wenige der mächtigen, hinterhältigen und bei den Göttern wunderbaren Zaubereien nieder zu schreiben und somit diese Schriftrolle anzufertigen. Aber es sind garantiert nicht alle, die sie, die Großmeisterin, beherrscht. Solltet Ihr auf den Geschmack gekommen sein und diese feine Kunst der Quälerei erlernen wollen, dann sucht doch einfach nach Nirka und mir, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass hieran einige Gefallen finden werden.
Seid gewiss, zukünftiger Unheilstifter, die Ziele dieser Zauberei werden es nicht leicht haben… Nun aber genug des unnötigen Geschwätzes. Ich wünsche Euch viel Vergnügen beim Studieren dieser Übeltaten.

 

Die kleinsten Übeltaten, tja einfach Pech gehabt

Die kleinste Stufe dieser Kunst beschreibt Übeltaten, welche die Schelme als erstes beherrschen. Selbst diese wahrhaft lustigen Zauberkunststücke können schmerzhaft sein.

Dummheit
Das Opfer wird schlagartig dumm wie Brot, seine Intelligenz sinkt enorm und es geschehen ihm die ungeschicktesten Dinge. Ohnehin tumben Gestalten kann der Zauber jedoch nichts anhaben.

Potthässlich
Wenn man sich einen besonders schönen und zugleich üblen Scherz erlauben möchte, dann sollte man als Grauschelm sein Opfer anblicken und angeekelt seine Zunge raus strecken. Das Opfer nimmt sofort eine übelst hässliche Erscheinung an. Für jeden der es betrachtet, wirkt es dann abstoßend und einfach nur widerlich. Nur das Opfer selbst merkt nicht, was mit ihm geschieht. Solange es in keinen Spiegel blickt, wird es davon nichts merken. Der Zauber kann bis zu zwei Tage andauern.

Krach-Bums
Einem Grauschelm ist es möglich, sämtliche kleineren Gegenstände in einem Raum oder in der näheren Umgebung auf einen Schlag zu zerstören. Er braucht sich nur von den Zielen abzuwenden, seine Hände trotzig vor der Brust verschränken und schwer ausatmen. Schon purzeln sämtliche kleinere und leichte Gegenstände von ihrem Platz und zerschellen auf dem Boden.

 

Die größeren Übeltaten, das ist nicht mehr einfach nur Pech

In dieser, von mir so wunderbar kategorisierten Ebene, geschehen mit dem Opfer schon schlimmere Dinge, als einfache kleine Übeltaten. Die Verletzungs- und Schmerzgefahr sind hier weitaus größer.

Heul doch!
Auch dieser Zauber gefällt mir persönlich wirklich gut. Das Opfer überkommt ein sofortiges durchdringendes Gefühl der Traurigkeit, sobald ihm der Schelm die Worte unter Zuhilfenahme seiner Magie an den Kopf wirft. Der Bezauberte kann sich nicht mehr beherrschen und fängt unweigerlich an zu schluchzen und zu weinen. Es kann sogar soweit gehen, dass beim Versuch Luft zu holen, es nicht oder nur sehr schwer gelingt und so eine kleine Atemnot die Folge sein kann.
Zu schade, dass dieser Schelmenzauber nur wenige Minuten anhält.

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Bild: AngsthaseAngsthase!
Grauschelme verbreiten unglaublich gern Angst. Für den Angsthasenzauber reicht eine einfache Grimasse schon aus. In allen, die diese Grimasse sehen, breitet sich das Gefühl der Furcht aus. Angsteinflößende Bilder, Geräusche und in seltenen Fällen sogar noch passende Gerüche erfüllen den Geist der Opfer, was sie vollkommen lähmt vor Schreck oder die sofortige Flucht ergreifen lässt. Je weiter sich ein Opfer so vom Grauschelm entfernt, desto eher löst sich der Zauber auf.

Vom Pech verfolgt
Der Betroffene wird vom größten Pech der Welt verfolgt. Es geschehen ihm die schlimmsten Dinge, beispielsweise stolpert er oder rutscht aus, fällt hin und bricht sich dabei eine Rippe oder das Handgelenk. Auch rutschen ihm die peinlichsten Worte, Kraftausdrücke oder unangenehme Wahrheiten in einem Gespräch heraus.
Bedauerlicherweise klebt das Pech nur solange am Opfer, bis es entweder über sein eigenes Missgeschick lachen kann oder sich gewaschen hat. Wassermagie mag ich deshalb überhaupt nicht!

 

Üble Übeltaten, das kann gefährlich werden

Die Wenigsten würden Zauber der üblen Übeltaten noch als kleinen Schabernack bezeichnen. Ich hingegen finde sie fantastisch. Die gemeinen Sachen, die sich anstellen lassen, erfreuen doch jedes graue Herz!

Bild: KrankheitserregerKrankheitserreger
So wie der Buntschelm in der Lage ist, jemanden durch bloßes Erzählen von kleinen Witzen zu heilen, so kann man als Grauschelm seinen Opfern kleinere Krankheiten anzaubern. Nichts wirklich Schlimmes, aber er kann sie durch ein Niesen mit einer Erkältung oder durch Berührung des Kopfes mit Migräne belegen.
Die angezauberten Krankheiten sind allerdings echt. Man kann sie also entweder durchstehen, bis sie auskuriert sind oder sucht sich einen Heilkundigen.

Großer Mischmasch
Mit diesem Zauber ist man als Grauschelm in der Lage sein Opfer Stück für Stück, also Körperteil für Körperteil, zu verwandeln. Diesmal jedoch ist es keine Illusion, nein, hierbei wird der arme Kerl tatsächlich dauerhaft verwandelt. Nun ja, leider hält auch dieser bösartige und zugleich wunderschöne Zauber nicht ewig. Trotzdem ist es entzückend, wenn plötzlich jemand mit haarigen Affenarmen auf Hühnerbeinen herumlaufen muss, während er mit langen Eselsohren schlackert. Nunja, ein durchschnittlicher Grauschelm kann meist immer nur eine Körperregion gleichzeitig verzaubern, aber die wirklich guten unter uns haben mit genug Kreativität ihren Spaß. Wie gesagt, die Höchstdauer beträgt etwa eine Woche. Nicht einmal ein meistelricher Grauschelm hat den Großen Mischmasch permanent auferlegen können. Zu schade!

 

Das Übelste vom Üblen, das ist nicht mehr schön, aber wunderbar grauenvoll

Auf dieser Stufe der ach so fantastischen Grauschelmenzauberei habe ich bisher nur den einen Zauber gesehen. Nirka Sandjo hat ihn angewandt und meinte, dies wäre nicht der einzige. Sie zeigte ihn mir, damit ich noch bestrebter werde ihr nachzueifern. Ich freu mich schon auf den Tag, an dem ich es schaffe – muhahaha.

Bild: GrauschelmmagieRöchelnde Not
Der Grauschelm holt einmal tief Luft, hält sie an, bis die Backen rot werden und schlägt sich dann mit den Händen dagegen, sodass die Luft wieder entweicht. Dabei darf man sein Opfer nicht aus den Augen lassen. Daraufhin beginnt sich die lebensnotwendige Luft im Körper des Opfers zu sammeln und entweicht ihm gleichsam auf einen Schlag. Es ist wundervoll zu beobachten, wie der Bezauberte sich verzweifelt nach Luft ringend auf dem Boden wälzt. Es ist ihm nämlich kaum noch möglich, genügend Luft einzuatmen, dass er überleben würde. Das Wundervollste daran ist, dass man den Zauber jederzeit unterbrechen und, sollte es nötig sein, wieder erneut zaubern kann. Sollte der Grauschelm nichts unternehmen, dann kann es schon einmal vorkommen, dass das Opfer sein Leben verliert, aber was soll’s – dafür hatte man wirklich bösartigen Spaß dabei.

Zum Abschluss möchte ich noch allen zukünftigen Unheilstiftern viel Erfolg mit dieser Schriftrolle wünschen. Vergesst nicht, es sind bei weitem nicht alle Zauber von mir niedergeschrieben worden. Es gibt noch viele weitere, die ein Grauschelm lernen kann. Die Großmeisterin soll sie alle kennen. Ich bin gespannt, wie lange sie mich noch quält oder ob sie bald Erbarmen hat und mir einen weiteren vorstellt.

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(Die Schriftrolle gilt noch als verschollen)